Hass ist in sozialen Netzwerken längst ein erschreckend normales Phänomen. Wer vor dem Bildschirm sitzt, scheint keine Scham oder Scheu zu verspüren – und postet, was auch immer gerade in den Sinn kommt. Was man einer anderen Person offline nie sagen würde, landet so schnell in den digitalen Kommentarspalten. Und ja, mit Kritik müssen wir alle umgehen – online wie offline. Wenn diese aber zu Hatespeech wird, wenn es beleidigend, drohend, verletzend wird, sollten bei uns allen auch in der Onlinewelt die Alarmglocken läuten.
Sawsan Chebli hört diesen Alarm recht oft. 1978 in West-Berlin geboren, lebte sie mit ihrer Familie 15 Jahre als Staatenlose, bevor sie schließlich die deutsche Staatsbürgerschaft bekam. Die studierte Politikwissenschaftlerin trat 2001 in die SPD ein und durchlief danach diverse Stationen in Büros von Bundestagsabgeordneten. Einer größeren Öffentlichkeit wurde sie bekannt, als sie Frank-Walter Steinmeier im Jahr 2014 als stellvertretende Sprecherin in das Auswärtige Amt holte. Von 2016 bis 2021 war sie die Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales. Als sie sich vor einigen Jahren dazu entschloss, soziale Netzwerke, insbesondere Twitter, zu nutzen, kam sie das erste Mal mit digitalem Hass in Kontakt.
In ihrem Buch „LAUT“ schreibt sie darüber, wie ernst die Situation tatsächlich ist, welche Folgen Cybergewalt haben kann und appelliert dabei an uns alle, laut und deutlich gegen Hass und für friedlichen, demokratischen Austausch einzustehen und entschieden Zivilcourage zu
zeigen, im analogen wie im digitalen Leben: