Noch im vergangenen Jahr klatschten auf der ganzen Welt Menschen, um sich für die Arbeit in den Krankenhäusern zu bedanken, um die herausragende Leistung während der ersten Welle der Pandemie zu würdigen. Inzwischen ist der Applaus längst verstummt und die Lage in den Krankenhäusern ist noch immer ein großes Problem. Nicht nur wegen der Pandemie, sondern vor allem wegen des Pflegenotstandes, der seine Folgen schon Jahre vor der Ausnahmesituation zeigte.
Wenn zu viele Patienten auf zu wenig Pflegekräfte treffen, können nur noch Grundbedürfnisse befriedigt werden. Satt und sauber – mehr nicht. Das funktioniert nicht.
Franziska Böhler
Franziska Böhler ist Krankenschwester, arbeitete über zehn Jahre in der Intensivstation eines Krankenhauses. Sie weiß, was geschieht, wenn zu wenig Personal zur Verfügung steht, wenn Patienten nur mit dem allernötigsten versorgt werden können. Ihre Erfahrungen hat sie in ihrem Buch „I’m a Nurse: Warum ich meinen Beruf als Krankenschwester liebe – trotz allem“ niedergeschrieben und dabei auch viele Kolleginnen und Kollegen zur Wort kommen lassen.
Das Buch und auch die vielen Berichte auf Böhlers Instagram-Channel @thefabulousfranzi machen deutlich: Die Lage ist dramatisch. Es fehlt an Pflegepersonal und es gibt eine regelrechte Personalflucht. Immer mehr Fachkräfte werfen das Handtuch, geben auf, weil sie die schier übermenschlichen Belastungen im Arbeitsalltag nicht mehr aushalten können und möchten. Politisch wird das Thema kaum behandelt, gerne unter den Teppich gekehrt.
Warum wird der Pflegenotstand noch immer nicht ernst genommen? Was muss geschehen, damit sich die Lage bessert und wir auch in Zukunft noch gut in unseren Krankenhäusern versorgt werden können? Ein Gespräch über Leidenschaft, Verantwortung und Verzweiflung:
Fotoquelle: Michael Eichelsbacher